Drei Bücher, hunderte Seiten aufregende Geschichte(n) in Kuba, Kamerun und Nigeria – damit verfliegen auch die letzten Wintertage im Nu.
Sein Roman sei von realen Tatsachen inspiriert, schreibt Leonardo Padura im Nachwort zu Die Durchlässigkeit der Zeit (Unionsverlag, Zürich 2019, 442 Seiten, € 24,70). Sein Held ist, einmal mehr, Mario Conde, ein kubanischer Ex-Polizist. Wegen chronischen Geldmangels und aus alter Freundschaft nimmt er den Auftrag an, eine gestohlene schwarze Madonna, die Heilkräfte haben soll, wieder zu beschaffen. Und wie es sich für einen mehrfach preisgekrönten Krimi-Autor gehört, fehlt es seinem Roman nicht an feiner Spannung. Mario Conde muss auf der Suche nach der Madonna in den verschiedensten Milieus Havannas recherchieren. Es ist berührend, wie der Autor dabei den Alltag der Menschen, ihre Nöte und Freuden beschreibt – ihren Lebensmut geradezu feiernd.
In den 1950er Jahren, vor dem Hintergrund des vorerst gewaltlos geführten kamerunischen Unabhängigkeitskampfes der „Union des Populations du Cameroun“, siedelt Hemley Boum ihren Roman Gesang für die Verlorenen an (Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2018, 416 Seiten, € 26,80). Ihre Romanfiguren flicht sie um den charismatischen, historischen Unabhängigkeitskämpfer Ruben Um Nyobé (geboren 1913, ermordet 1958). Eine Protagonistin ist So Esta, die als Heilerin im Geheimbund Ko’ô hohes Ansehen genießt und ein selbstbestimmtes Leben führt. Ihr Leben, das ihrer Familie und ihres Freundeskreises ist geprägt von willkürlicher Gewalt der Kolonialisten und dem Drang nach Freiheit und einer gerechten Gesellschaft. Mit großer Erzählkunst bereitet die Autorin ein Stück Kolonialgeschichte auf.
Ganz auf unsere Zeit konzentriert sich der nigerianische Autor Helon Habila in seinem neuen Polit- und Umweltkrimi Öl auf Wasser (Unionsverlag, Zürich 2019, 253 Seiten, € 13,40). Darin wittert ein junger Journalist eine große Story, als er an der Seite eines alternden Starreporters ins Nigerdelta reist. Er hofft dort die Entführer der Ehefrau eines britischen Ölmagnaten interviewen zu können. Entsetzen packt ihn, als er auf die Auswüchse von Korruption und Gewalt zwischen Rebellen, Banditen und Regierungssoldaten stößt – und auf die gigantische Ölpest, die Millionen Menschen die Lebensgrundlage entzieht. „Öl auf Wasser“ ist ein aufrüttelndes, gut recherchiertes Buch, das ohne moralischen Zeigefinger auskommt und trotzdem betroffen macht.
Rudi Lindorfer ist Buchhändler bei Südwind-Buchwelt.
Diese Bücher und noch viele mehr sind erhältlich auf: www.suedwind-buchwelt.at
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